Radikale Mediation…wie konnte ich mich in diesem Menschen nur so irren?

Das Ziel war vermutlich eine harmonische glückliche und erfüllende Beziehung. Aber jetzt entwickeln sich die Dinge in eine völlig andere Richtung. Die Gespräche werden einsilbiger, die gemeinsam verbrachten Stunden weniger, die Gereiztheit nimmt zu und die Lust füreinander nimmt ab.

Das ursprüngliche Ziel für die Beziehung ist für die Beteiligten meist unbewusst und äußert sich in dem, was an der anderen Person so unwiderstehlich attraktiv wahrgenommen wird. In der Verliebtheit träumen wir uns den Partner so schön, wie wir ihn uns nur im Traum vorstellen können. Tatsächlich sind wir Menschen, besonders verliebte Menschen, in einem Traumzustand und nicht bei Sinnen. Wir suchen und finden den idealen Traumpartner, um in unserer persönlichen Entwicklung genau die Herausforderung zu finden, die uns weiterbringt. So gesehen gibt es keinen „falschen“ Partner. Es ist immer die Person, die im rechten Moment in unserem Leben auftaucht, um uns indirekt zu einer wesentlichen Erkenntnis zu verhelfen.

Nachdem wir Menschen ja frei sind, auf unseren Irrtümern beliebig lange zu beharren, haben wir auch die Möglichkeit beliebig lange unter ihnen zu leiden. Du kannst dich durchaus im Recht fühlen, wenn du auf der Autobahn in der falschen Richtung fährst. Wenn du deinen Irrtum nicht rechtzeitig erkennst und korrigierst, kracht es und du musst die Folgen davon er-tragen. Gewöhnlich lagern wir die Ursache unserer Probleme aus und finden einen Umstand oder eine Person die „Schuld“ daran ist. Die Frustration darüber, dass der Partner deine Wünsche nicht in der Fülle und dem Umfang erfüllt wie du dir das eingebildet hast, lässt zum Beispiel Vergeltungstendenzen entstehen.

An den unangenehmen Folgen eines Irrtums kannst du die Irrtümer erkennen und korrigieren. Im Sprachgebrauch wird fälschlicherweise lieber von einem Problem gesprochen, was die Tatsache jedoch nicht ändert.

„Ich habe es doch nur gut gemeint“ ist das Gegenteil von gut. Kleine Irrtümer lassen sich oft als falsch angewandte Fähigkeiten beobachten. Der Irrtum kann zum Beispiel in der falschen Dosis liegen: eine Überdosis des Guten fühlt sich unangenehm an, führt zu nichts außer einem Gefühl der Entmündigung. Klarheit lieblos angewendet führt zu verletzender Härte, Willensstärke kann in Sturheit umschlagen und vorausschauende Planung kann sich in Geiz verwandeln. Die Dosis machts.

Jede gute Fähigkeit wirkt auf negative Weise, wenn du sie aus Angst, oder ihrem Bruder dem Ärger, anwendest. Liebe kann jedoch die Folgen falsch angewandter Fähigkeiten in pures Gold zurückverwandeln. Das Wunderbare dabei ist, dass deine Fähigkeiten sofort wiederaufbauend wirken, nachdem der Irrtum korrigiert wurde.

Ein Irrtum kann jederzeit korrigiert werden. Dann verschwinden seine unangenehmen Folgen von selbst. Nachdem jedoch niemand die Möglichkeit hat, die Irrtümer eines Mitmenschen zu korrigieren, kannst du nur deine eigene Intention und dein eigenes Verhalten verändern und wandeln. Wenn hier noch rechtzeitig die Liebe zum Zug kommt, gepaart mit etwas Vernunft, ist Land in Sicht und Rettung nahe.

Besonderes Glück haben die Partner, die etwa zur gleichen Zeit auf die Idee kommen, dass jeder für sich etwas tun muss und zwar ohne darauf zu warten, dass der andere damit anfängt. Das ist eine echte Herausforderung aber auch die ultimative Chance für diese Beziehung, oder wenn es in dem Fall schon zu spät ist, eben für die nächste.

Das ist der radikale Ansatz von Mediation, der es mir Wert erscheint verfolgt zu werden! Solange jeder darauf beharrt, dass der Partner erst etwas tun muss, um seine Bereitschaft zu signalisieren, dann wird eine herkömmliche Mediation vielleicht eine Weile für Ruhe sorgen, aber die alten Irrtümer werden als neue Probleme bald wieder um die Ecke biegen.

Der größte Irrtum, der allen anderen Irrtümern zu Grunde liegt ist unsere Identifikation mit unserem Körper. Solange wir glauben das Auto zu sein, können wir uns als Fahrer nicht vertrauen. Zu verstehen, dass wir einen Körper haben, aber nicht der Körper sind, verwandelt die Sicht auf alle Sachverhalte.

Dieser Ansatz wird nur interessant sein für Menschen, die an der Schwelle stehen, diesen Umstand zu erkennen. Jene die den Umstand schon erkannt haben, brauchen keine Mediation mehr und den anderen ist mit dieser Herangehensweise noch nicht zu helfen.

Die Irrtümer lassen in ihrer Wirksamkeit nach, sobald wir aus dem Traum erwachen.

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